Lektüre zum Anarchismus

... gibt es zuhauf. Hier finden sich einige Bücher, die wir als besonders empfehlenswert erachten. Dabei handelt es sich keineswegs nur um typische, trockene Einführungen in den Anarchismus – die Bandbreite ist wesentlich größer.

Diese Auflistung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Wahl und die Kritik der Bücher spiegelt die individuelle Meinung einzelner GenossInnen unserer Gruppe wider und ist daher kein Gruppenstatement.

Alle diese Bücher hält mindestens ein Mitglied unserer Gruppe aus verschiedenen Gründen für lesenwert; selbst wenn die Rezension mal schlechter ausfallen sollte.

 

Jean Amila: Auf Godot wartet keiner

Klappentext:
Felix kommt nach Paris, um den Tod seiner Frau zu rächen. Die Verantwortlichen sitzen in einer Versicherung. Er gewinnt Riton Godots Unterstützung. Der Nachfolger des Conte denkt dabei an seine eigenen Interessen. Doch alle Fäden laufen bei Angèle Maine zusammen. Die Witwe des »Conte« (der in Die Abreibung ums Leben kam) wird zum Dreh- und Angelpunkt der Pariser Unter- und Halbwelt. Sie übernimmt die Führung – dabei wartet sie noch nicht mal mehr auf Godot! Sans attendre Godot ist das einzige »Serial« unter Jean Amilas Krimis. Ein Teil des Personals aus Die Abreibung begegnet uns im Kampf zwischen bürgerlicher und Unterwelt wieder.

Unsere Rezension:
Ein Roman, aus der französischen 'Edition Noir' der 1950er Jahre, der erst von Kurzem ins Deutsche übersetzt wurde. Nur durch Zufall stolperte ich über dieses Buch. Ohne irgendeine Erwartung entdeckte ich, bei der Lektüre dieses Buches, zahlreiche Facetten des historischen Anarchismus, die hier sehr unkonventionell eingebaut wurden und mit viel Situationskomik und Sprachwitz pointiert wurden. Dieses Buch ist eine unterhaltende und nicht ganz erst gemeinte gute Idee!

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Gabriel Kuhn, Sebastian Kalicha (Hrsg.): Von Jakarta bis Johannesburg – Anarchismus weltweit

Klappentext:
So wie der Anarchismus den Nationalstaat und seine Grenzen als Werkzeuge der Herrschaft ablehnt, so ist auch die anarchistische Bewegung eine weltweite und grenzenlose. "Von Jakarta bis Johannesburg – Anarchismus weltweit" ist eine Sammlung von Interviews, die mit AnarchistInnen aus sechs Kontinenten geführt wurden, um einen Einblick in die gegenwärtige anarchistische Bewegung zu bieten. Erörtert werden die Geschichten lokaler Bewegungen, die Aktivitäten in unterschiedlichen politischen Kontexten sowie die Hoffnungen, die sich an libertäre Ideen knüpfen.

Unsere Rezension:
Eine sehr gründliche Interviewsammlung anarchistische Aktivist_innen auf dem gesammten Erdball. "Von Jakarta bis Johannesburg" ist gut geeignet, um anarchistische Gedanken aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten nachvollziehbar zu vermitteln und macht es somit zu einer äußerst interessanten und aufschlussreichen Textsammlung. Allerdings fällt einem, angesicht der individuellen Einzelinterviews, oftmals schwer, sich einen umfassenderen Blick auf die jeweiligen anarchistischen Bewegungen zu machen; außerdem vermittelt dieses Buch, wenn überhaupt, dann nur sehr skizzenhaft, wie gesellschaftlich einflussreich oder marginal die anarchistische Bewegung in den jeweiligen Regionen ist. Auch wenn man selbstverständlich keine Wunder von einem solchen Buch erwarten kann, wäre das doch ein Ansatz, den das Projekt und der Titel auch scheinbar verspricht.

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Unsichtbares Komitee: Der kommende Aufstand

Klappentext:
Es geht nicht mehr darum zu warten – auf einen Lichtblick, die Revolution, die atomare Apokalypse oder eine soziale Bewegung. Noch zu warten ist Wahnsinn. Die Katastrophe ist nicht das, was kommt, sondern das, was da ist. Wir befinden uns schon jetzt in der Untergangsbewegung einer Zivilisation. Das ist der Punkt, an dem man Partei ergreifen muss.

Unsere Rezension:
Nach Sabotage an einer Eisenbahnstrecke, auf der im November 2008 ein Castortransport mit radioaktivem Material geplant war, wurde es dieses Buch von der französischen Regierung als einziges Beweisstück eines mittlerweile international bekannten »Terrorismusfalls« gehandelt; als ein »Handbuch des Terrorismus« und Vorwand für die skandalöse, z.T. monatelange Inhaftierung von neun Menschen aus dem französischen Dorf Tarnac. Dieser Umsatdn erklärt das große öffentliche Interesse und das riesige Medienecho, das die Veröffentlichung von "Der Kommende Aufstand" mit sich brachte.
'Situationistisch', 'nihilistisch'... Viele Etiketten wurden diesem manifestartigen Buch zugeschrieben. In jedem Fall handelt es sich hier um eine Aufzählung linker Thesen, die im Vergleich zur deutschsprachingen Linken ungewöhnlich unökonomisch und unsoziologisch daher kommt. Dieser Umstand wirkt erfrischend. Einige dieser Thesen erscheinen daher interessant und unkonventionell, andere wirken hingegen weit hergeholt. Ebenso wirkt die Zuversicht, mit welcher auf die Aufstände in den französischen Vorstädten geblickt wird, etwas naiv. Die Lektüre dieses Buches gestaltet sich allerdings etwas schwierig durch den fast blumigen Sprachstil. Dies dürfte aber auch daran liegen, dass ein solcher einfach sehr schwierig ins Deutsche zu üertragen ist.

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P.M.: Kartoffeln und Computer –
Märkte durch Gemeinschaften ersetzen

Klappentext:
Während schon fast ein Konsens darüber besteht, dass wir aus dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem heraus müssen, ist noch nicht klar, wie das geschehen soll. Der Kapitalismus kann nicht einfach durch ein anderes System, eine Alternativökonomie, ersetzt werden, denn einer seiner Fehler ist ja gerade, dass er ein einheitliches System ist, das sich über alle natürlichen und menschlichen Besonderheiten hinwegsetzt und alles über denselben Kamm schert.

Unsere Rezension:
30 Jahre nach bolo'bolo versucht der schweizer Autor und gesellschaftstheoretiker P.M. ein neues Modell libertären Zusammenlebens. Auch wenn er sich in diesem Buch wieder um ein praxisnahes Modell bemüht, wirkt dieser Text dann doch deutlich abstrakter als das mutigere "bolo'bolo". Alles in allem ist "Kartoffeln und Computer" aber sehr aktuell und geht sehr ausführlich auf eine Erklärung der 'commons' ein, was man auch einfach mit 'Bezugsgruppen' oder 'Gemeinschaften' übersetzen könnte. Somit verkörpert "Kartoffeln und Computer" nicht unbedingt neue Ideen, aber immerhin neue Begriffe. Alles in allem schadet die Lektüre nicht, zumal man es auch in ca. einer Stunde durchgelesen hat. Die 'Zielgruppe' dieses Buches sind wohl eher die Neulinge auf diesem Gebiet.

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P.M.: bolo'bolo

Unsere Rezension:
Eine sehr konkrete Idee globalen Zusammenlebens in Herrschaftsfreiheit. Obwohl dieses Konzept aus den frühen 1980er Jahren stammt, wirkt es zwar ein wenig nostalgisch und romantisch, doch noch immer überraschend aktuell. Die Entwicklungen der Kommunikationsmittel (Internet), die erst nach dem Erscheinen dieses Buches folgten, lassen die Ideen zur Verteilung und des Austausches der Rohstoffe, wie sie gegen Ende des Buches beschrieben werden, sogar noch konkreter und machbarer erscheinen, als zum Erscheinungszeitpunkt.
Die im Buch beschriebene Gliederung in Lebens-Einheiten dieser Größenordnungen und viele einzelne Ansätze ergibt Sinn. Andere Ansätze sind hingegen so konkret, dass sie im Detail absurd werden (Vorschläge zur Sprache; Modelle zum vereinfachten Suizid usw.). Allerdings sollte das nicht weiter stören: Je konkreter ein Modell ausgearbeitet wird, desto mehr kann man auch falsch machen. In jedem Fall ist der Zweck gelungen: Dieses Bild nimmt die Utopie anarchistischen Lebens aus der trockenen Abstraktion heraus und macht sie plastischer und greifbarer.

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Ilija Trojanov (Hrsg.): Anarchistische Welten

Klappentext:
Innerhalb der libertären Traditionen existieren genügend Anregungen, die Welt anders zu organisieren, den Kapitalismus kritisch zu analysieren, um ihn zu überwinden. Utopisch-revolutionär und konkret-pragmatisch, naturnah und technikversiert, Kopfarbeit und Handarbeit schließen einander dabei nicht aus. Mit Beiträgen von David Graeber, Vandana Shiva, Osvaldo Bayer, Thomas Wagner, Frans de Waal und vielen anderen.

Unsere Rezension:
Eine sehr interessante Mischung verschiedener Texte und Perspektiven, bei der die einzelnen Autor_innen aus ihrer jeweiligen individuellen Perspektive auf die Machbarkeit und auf verschiedene Modelle herrschaftsfreier Gesellschaften stoßen. So handelt es sich bei dieser Textsammlung um eine Mischung soziologischer, historischer und wirtschaftswissenschaftlicher Texte; aber auch Aufsätze aus der Zoologie und Primatenforschung, aus der archäologischen Forschung, sowie der Untersuchung von menschlichem Verhalten nach Katastrophen, runden diese spannende Sammlung ab.
Für mich persönlich eine Schatztruhe in der Anarchismusliteratur! Mehr als nur ein Geheimtipp, den niemand auf der Rechnung hat! Selbst für Menschen, die sich noch nicht mit dem Thema auseinander gesetzt haben, ist dieses Buch warscheinlich geeigneter zum Verstehen anarchistischen Denkens als fast alle Einführungen; selbst wenn es wohl eigentlich für schon gestandene Anarchist_innen gedacht war. Ein seltenes Beispiel für ein Buch, das für Leute mit sehr unterschiedlichem Wissensstand erkenntnisreich sein kann. Ein echtes Muss!

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Guido R. Schmidt: Woher der Wind weht

Klappentext:
Die faszinierende, windzerzauste Landschaft Patagoniens stellt den Rahmen für diesen Roman dar: »Vereinzelte dunkle Wolkenfetzen rasten am kobaltblauen Himmel dahin, während ihre Schatten blitzschnell, als wären es monströse Sturmvögel, über die im grellen Sonnenlicht flimmernde Steppe hinwegfegten.«
Veit, ein junger Mann, sucht dort in den achtziger Jahren nach seinem Großvater Emil Sailer, der 1922 dort umgekommen ist. Sailer war bei seiner Ankunft in Südamerika mitten in die großen Streiks auf den Schaf-Farmen und anarchistischen Arbeiteraufstände geraten, die die Großgrundbesitzer mit Hilfe von Privatmilizen blutig niederschlagen ließen, und dann verschwunden.
Noch sechzig Jahre später stößt Veit bei seiner Suche überall auf misstrauisches Schweigen; die Angst, über die Vergangenheit zu sprechen, ist erdrückend, das Grauen der Militärdiktatur noch präsent. Veit deckt nach und nach die Geschichte seines Großvaters auf, der auf der Suche nach einem besseren Leben in der neuen Welt in die blutigen Kämpfe geriet und für sein Abenteuer mit dem Leben bezahlte.
Guido Schmidts Roman beruht auf wahren Begebenheiten und kann als politische Ergänzung zu Bruce Chatwins legendärem Buch In Patagonien. Reise in ein fernes Land gelesen werden.
»Ein faszinierendes Kapitel deutscher und lateinamerikanischer Geschichte, das hier weitgehender Vergessenheit entrissen wird. Woher der Wind weht ist auch eine Hommage an all jene leidenschaftlichen und aufrechten Akteure unserer Geschichte, denen die historische Wissenschaft bisher keine Denkmäler zu setzen gewillt war.« Robert Hültner

Unsere Rezension:
Diese Roman switcht gekonnt zwischen dem Jahr 1985 und den frühen Zwanzigerjahren des letzten Jahrunderts. Was ein paar Seiten der Eingewöhnung braucht, lässt einen jedoch ganz bald nicht mehr los: die Handlung wird mit jeder Seite, komplexer, tiefer und fesselnder. Und ehe man sich versieht hat man viel über die Geographie Patagoniens, die Mentalitäten Menschen, aber auch die Geschichte der Arbeiterbewegung und des Anarchismus' in Argentinien erfahren. Voll Feingefühl gelingt es dem Autor, die schwierige Thematik gekonnt mit einer unterhaltenden und mitreißenden Geschichte zu verbinden, die vor allem durch die subtile aber dennoch mitreißende Emotionalität und die glaubwürdigen und liebevoll beschriebenen Charaktere glänzt.
Eine sehr gut recherchierte Geschichte mir hohem Informationsanteil aber auch einer der packendsten und bewegendsten Romane, die ich seit langem zu lesen bekam!

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Curious George Brigade, Crimethinc, Co-Conspirators: DIY – Von Anarchie und Dinosauriern

Klappentext:
Warum denn noch ein Buch über den Anarchismus?
The Curious George Brigade empfiehlt allen Menschen, die sich für Anarchie interessieren, den Spanischen Bürgerkrieg und all die alten Männer mit ihren langen Bärten und ermüdenden Theorietraktaten endlich zu vergessen und sich stattdessen im Hier und Jetzt umzusehen! Das AutorInnenkollektiv aus New York zeigt anarchistische Ansätze im alltäglichen Leben auf, beschreibt gelebte Anarchieformen in ungewöhnlichen Orten und Kontexten und entwickelt ganz nebenbei eine erfreulich unverbindliche Anarchievariante: die Folk-Anarchy – eine Anarchie geschaffen von gewöhnlichen Menschen, die außergewöhnliche Leben leben. Damit steht dieses Buch in der Tradition zeitgenössischer Anarchopublikationen nordamerikanischer AnarchistInnen, wie CrimethInc., die auch das Original dieses Buches in den USA veröffentlichten.

Unsere Rezension:
In diesem Buch wird schon von den ersten Seiten an ein neuer Blickpunkt auf den Anarchismus versprochen: eine sympathische Neorientierung, fernab von dogmatischer Fixierung auf Theorie und Historie. Vielleicht ein wenig individualistischer als die Anarchismustherorien diesseits des Atlantiks doch dafür auch erfrischend neu.
Leider wird dieses Versprechen höchstens teilweise eingelöst und über weite Strecken wirkt dieses Buch ein wenig konfus und inhaltsleer. Während der gesamten Lektüre von "diy" fragte ich mich durchgehend, an wen die Autor_innen dieses Buch richteten. Anhand der Formulierungen und den Beispielen, mit denen sie ihre Thesen untermauern, zwängt sich der Eindruck auf, dass die 'Zielgruppe' Menschen sind, die bisher noch nichts von gängiger anarchistischer Theorie und Praxis gehört haben. Inhaltlich werden jedoch ganz klar Menschen angesprochen, die sich bereits als Anarchist_innen verstehen. Diese Diskrepanz, lässt bei dem_r Leser_in unweigerlich den Eindruck der Bevormundung aufkommen: jede These wird, zwecks des leichteren Merkens, mindestens jeweils fünf bis zehnmal wiederholt und mit Beispielen belegt, obwohl man sie schon bei zweiten Mal (spätestens) verstanden hatte. Hinzu kommen zahlreiche Beispiele, die an der Lebensrealtiät der meisten eurpäischen Leser_innen ganz klar vorbei geht (Stichwort: Kontaktaufbau zu Ureinwohnern), auch wenn man den Autor_innen hier natürlich keinen Vorwurf machen kann: der Text ist einfach für die amerikanische Anarchoszene geschrieben, und nicht für die hiesige.
Alles in allem konnte mich das Buch nicht überzeugen. Die erhofften 'Aha-Effekte' blieben aus und ich hatte mich bis zum Ende (zu dem ich mich quälen musste) ständg den Eindruck, alles schonmal gelesen zu haben – in demselben Buch! Eigentlich schade, denn der inhaltliche Ansatz, könnte durchaus eine Debatte wert sein.
Ähnliche Thesen finden sich auch in "Hier und Jetzt" von Uri Gordon, jedoch leserlicher, überzeugender und besser begründet.

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Paco Ignacio Taibo II: Der Schatten des Schattens

Klappentext:
Platz 1 auf der litprom-Bestenliste Weltempfänger 7/2010!
Platz 3 der KrimiWelt-Bestenliste des Monats Juni 2010!
Mexiko 1922: Der Journalist Pioquinto Manterola, der Chinese Tomás Wong, der Dichter Fermín Valencia und der Anwalt Alberto Verdugo geraten durch Zufall einem Komplott von Armeegenerälen, Ölförderfirmen und US-Senatoren auf die Spur. Eine wilde Hetzjagd beginnt. Taibos Roman erweckt die postrevolutionären Jahre in Mexiko zum Leben, brodelnde Jahre des Übergangs, in denen der Geist Zapatas und Villas noch spürbar ist und streikende Arbeiter, Anarchisten und Gewerkschafter gegen korrupte Politiker, machthungrige Offiziere und Pistoleros kämpfen. Einmal mehr erweist sich der Autor als Chronist der Stadt Mexiko, jener turbulenten und chaotischen Metropole, in der sich das Reale mit dem Irrealen vermischt.
Viele Taibo-Fans schwören, dass »Der Schatten des Schattens« der spannendste Roman des Autors ist. Seine Handlung weist ein rasantes Tempo auf und ist durch eine originelle Schnitttechnik wie ein Film komponiert, erzählt mit jener Mischung aus burleskem Humor und umstürzlerischer Leidenschaft, die für Taibos Stil charakteristisch ist.
Der Roman erzählt die Vorgeschichte des bereits bei Assoziation A erschienenen Werks »Die Rückkehr der Schatten«.
»Dieser glorreiche Roman liest sich, als hätten James M. Cain und Dashiell Hammett mit Gabriel García Márquez zusammengearbeitet, um eine moderne Version der ›Drei Musketiere‹ im nachrevolutionären Mexiko zu schreiben« (Publishers Weekly).
»Was für eine wilde und wundervolle Geschichte! Ein großartiger, mitreißender Roman, der zugleich tiefe Einblicke in die mexikanische Sozialgeschichte bietet« (St. Louis Post-Dispatch).

Unsere Rezension:
Der zweite Roman von Paco Ignacio Taibo II, den wir auf dieser Website vorstellen möchten: im Gegensatz zu "Auf der Durchreise" sind hier jedoch keine Fragen mehr offen, ob es sich überhaupt um einen Roman handelt.
Genauer genommen verfasste der Autor hier einen unterhaltsamen Krimi mit quirligen Hauptpersonen und einem handfesten politischen Hintergrund; dabei kommt die anarchistische Einstellung des Autors durchaus zum Vorschein, allerding mit nur dezent erhobenem Zeigefinger und ohne lästige Moralapelle.
Obwohl es sich bei diesem Roman um eine durchaus unterhaltsame und lustige Geschichte handelt, stört jedoch ein wenig die Überfrachtung mit klassischen, zum Teil auch billigen Klischees. Zwar lösen sich gegen Ende dieser Geschichte einige davon auf, oder es gelingt dem Autor geschickt, sie ins Gegenteil um zu drehen; djedoch nicht immer. Was dem Ganzen einen faden Beigeschmack und das häufige Verlangen eines müden Gähnens bei dem_r Leser_in hinterlässt.

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Uri Gordon: Hier und jetzt – Anarchistische Praxis und Theorie

Klappentext:
Uri Gordon berichtet von Netzwerken, Graswurzelbewegungen und Organisationen und den dort geführten Debatten. Über das Verhältnis dieser Gruppen zur Gewalt, zur Natur, zum technologischen Fortschritt, und darüber, wie die politische Kultur in der Praxis aussieht und welche Konzepte ausprobiert werden.
Er beschreibt antikapitalistische Zentren und ökofeministische Höfe, Basisorganisationen auf Gemeindeebene, Blockaden internationaler Gipfeltreffen und alltägliche direkte Aktionen. Außerdem stellt er die ungeheure Menge an anarchistischen Publikationen und Websites vor. All diese Netzwerke sind dezentral, horizontal und konsensorientiert organisiert. In Sozialzentren, Gemeinschaftsgärten und Kooperativen bildet sich eine Revolution im Hier und Jetzt heraus. Viele verschiedene Vorstellungen von Anarchie leben im Herzen der globalen Bewegungen, die dabei sind, durch ihre Aktionen eine andere Welt zu schaffen ...

Unsere Rezension:
Nachdem in den letzten Jahren vermehrt EInführungswerke zu dem Anarchismus erschienen sind ("Anarchie!"von Horst Stowasser, "Anarchismus" aus der Reihe theorie.org, "Ja! Anarchismus!" von Bernd Drücke) geht Uri Gordon mit "Hier und Jetzt" einen anderen Weg: der Autor wagt sich an nicht weniger als an eine inhaltiche Neubestimmung des Anarchismus mit neuen theoretischen Ansätzen und Ideen, welche er einerseit aus Debatten der globalen anarchistischen Bewegung, andererseits aus subjektiven Gedankengängen zusammenfasst. Dabei werden durchaus auch neue Impulse gesetzt.
Endlich also eine zeitgenössische Standortbestimmung anarchistischer Ideen und Theorien, die über den weitverbreiteten Eindruck Anarchist_innen seien 'antistaatliche Linke' weit hinaus geht.
Während mir beispielsweise in dem Kapitel zur Technologie ein wenig die argumentatitve Überzeugungskraft fehlt, so ist die Erörterung zu Anarchist_innen und Gewalt vielleicht das Reflektierteste und Diferenzierteste, was ich jemals zu diesem Thema lesen konnte.
In der inhaltlichen Zielsetzung vielleicht mit "diy – von Anarchie und Dinosauriern" vergleichbar; jedoch argumentativ überzeugender, logischer aufgebaut, inhaltlich tiefer und deutlich flüssiger geschrieben.
Neben "Anarchie!" von Horst Stowasser vielleicht das zweite Einführungsbuch, das ich hier wärmstens empfehle; durchaus auch sehr fruchtbar für Leute, die sich bereits als Anarchist_innen begreifen und für neue Ideen aufgeschlossen sind.

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Horst Stowasser: Anti-Aging für die Anarchie?


Klappentext:

Kann man als Anarchist durch Barcelona gehen, ohne nostalgisch zu werden? Ich habe es mir jedenfalls fest vorgenommen: Nicht der Glorie jener libertären Revolution wollte ich nachspüren, die vor einem Menschenalter der staunenden Welt bewies, dass Anarchie funktioniert, sondern dem, was heute ist. Schlägt das Herz der heimlichen Anarcho-Hauptstadt auch nach 70 Jahren noch? Wo? Und vor allem: wie? Taugt Barcelona noch immer als libertärer Trendsetter, oder hat sich der Anarchismus dort mit dem Blick auf die ruhmreiche Vergangenheit abgefunden?"
Das Buch zeichnet Skizzen einer ebenso lebendigen wie vielfältigen Bewegung – aus einer Stadt, in der das Wort »Anarchie« kaum jemanden erschreckt, weil es Teil der eigenen historischen Identität ist. Im Mittelpunkt der Reportage stehen die anarchistischen Gewerkschaften, die sich in den letzten Jahrzehnten auf der Suche nach dem »richtigen Weg« heillos zerstritten und enorm an Bedeutung verloren hatten. Zwischen orthodoxer Prinzipientreue und pragmatischer Erneuerung tauchen überraschende Entwicklungen auf, die Mut machen und zeigen, dass der libertäre Diskurs auch im 21. Jahrhundert noch in der Lage ist, die Arbeiterschaft zu begeistern. Der Streifzug durch das libertäre Barcelona stellt darüber hinaus auch die bunte Bandbreite einer anarchischen Gegenkultur vor – mit ihren »Ateneos«, besetzten Häusern, Genossenschaften, Freien Radios, Infoläden, Zeitungen und Stadtteilinitiativen. Die subjektiven Eindrücke des Autors werden ergänzt durch drei Originalinterviews sowie leicht verständliche Einführungen in die Thematik des Anarchosyndikalismus und der Spanischen Revolution von 1936.

Unsere Rezension:
Dieses vorletzte Buch Horst Stowassers hat im Grunde zwei Schwerpunkte: ersterer ist ein kleiner Reiseführer für Anarchotourist_innen, die sich in der Hochburg (historischer) anarchistischer Bewegung inspirieren lassen möchten. Viel unerwarteter aber auch interessanter erscheint jedoch die zweite 'Funktion': eine zeitgenössische und durchaus kritische Bestandaufnahme anarchosyndikalistischer (anarchistische Gewerkschaftsarbeit) Bewegung im 21. Jahrhundert:
Die zahlreichen erwähnten Gruppen, Organisationen und Projekte, sowie die interessanten Interviews laden Anarchist_inne dazu ein, ihre bisherige politische Praxis kritisch auf den Prüfstand zu stellen – und dies auf äußerst geschickte und intelligente Art; ohne erhobenen Zeigefinger oder Ähnlichem.
In diesen Kontext sollte man dann auch das Buch einordnen: bissig, durchdacht und sehr fruchtbar für Menschen, die sich bereits als Anarchist_innen sehen oder gar als solche organisiert sind. Für Einsteiger, vielleicht nicht die erste Wahl; wenn auch der Autor fleißig bemüht ist, den/die Leser_in dort abzuholen, wo er/sie steht und z.B. zu Beginn leicht verständlich in den Syndikalismus und die historische Anarchiebewegung Kataloniens einführt.

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Gabriel Kuhn: 'Neuer Anarchismus' in den USA -- Seattle und die Folgen

Klappentext:
Die Proteste gegen das Treffen der Welthandelsorganisation in Seattle 1999 übten wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung gegenwärtiger US-amerikanischer Widerstandskultur aus. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Entwicklung ist das Wiedererstarken einer anarchistischen Bewegung, die heute zu einem großen Teil die politische Dissidenz des Landes definiert. Der vorliegende Band präsentiert diese Bewegung anhand neunzehn individuell eingeleiteter und kommentierter Texte. Die Texte verbinden die Präsentation einflussreicher AutorInnen (Lorenzo Komboa Ervin, David Graeber, John Zerzan, Starhawk, Ward Churchill), Kollektive (CrimethInc., NEFAC, ALF/ELF) und Konzepte (Black Anarchism, Primitivismus, post-linke Anarchie, Postanarchismus, Freeganism) mit Darstellungen anarchistischer Alltagskultur (Evasion, Sascha Scatters Nachruf auf Brad Will) sowie Diskussionen um die Renaissance des Schwarzen Blocks (ACME-Kollektiv), Machoattitüden innerhalb der anarchistischen Szene (Rock-Bloc-Kollektiv), Segregationsprobleme sozialer Bewegungen (Elizabeth Martinez) und anarchistische Ökonomie (Michael Albert). Ein allgemeiner Einführungstext zur Geschichte des Anarchismus in den USA eröffnet den Band.

Unsere Rezension:
In erster Linie handelt es sich bei diesem Buch um eine ausführlich eingeleitete und kommentierte Zusammenfassung verschiedener Aufsätze und Diskussionsschriften amerikanischer Anarchist_innen der letzten zehn Jahre. Die Kommentare des Herausgebers beschränken sich auf biographische Abrisse über die jeweiligen Autoren, in welchen Kontexten die Schriften entstanden sind und welche Gegenargumente die diskussionsfreudige amerikanische Anarchiebewegung hervorbrachte; eine weitergehende subjektive Kommentierung wurde vermieden.
Gerade hier fußt auch die große Stärke dieses Buches: Selbstständigkeit und Mündigkeit wird bei dem/r jeweiligen Leser_in vorausgesetzt; die zahlreichen Aufsätze und Thesen sind so vielseitig, dass man sich automatisch seine eigene Meinung bildet. Auch wenn einführende Essays diese Textesammlung eröffnen, dürfte dieses Buch wohl interessanter für diejenigen sein, die sich bereits ein wenig mit dem Anarchismus auseinandergesetzt haben. In diesem Fall eröffnet sich dann aber eine Schatztruhe vielseitiger und origineller Gedanken. Eine Sammlung, die einerseits hilft, diese heterogene Szene jenseits des Atlantiks gut zu verstehen, aber auch auf neue Ansätze zu kommen, die hierzulande oft aus völlig anderen Perspektiven diskutiert werden; dabei wirkt nur das Wenigste entfernt von unserem Lebensalltag. Schon lange hat kein Buch mehr, solche Aha-Effekte und interessante Gedankengänge bei mir hervorgerufen, wie dieses.

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Dipl.-Ing. A. Narcho: Stell Dir vor es gibt Arbeit für alle und keiner geht hin

Klappentext:
Die in diesem Buch niedergelegten Überlegungen – eine aktuelle Version von Paul Lafargues "Das Recht auf Faulheit"?
Nur, die Zeiten haben sich geändert. Heute bekommen viele, die Arbeit wollen, keine. Gibt es nicht genug Arbeit? Aber sicher, sie muß nur anders als bisher aufgeteilt werden. Was ja nicht schwerfallen dürfte, wenn man bedenkt, daß die Arbeitszeit heute etwa noch genau so lang ist wie im Mittelalter. Hier setzen die Überlegungen des Autors ein und führen zu verblüffenden, interessanten und umsetzbaren Ergebnissen.

124 Seiten

Unsere Rezension:
Hier wird mit dem Mythos Lohnarbeit aufgeräumt. Die Gedankengänge des Autors erscheinen nachvollziehbar, wirken dennoch manchmal ein wenig konfus. Warum er Probleme mit dem Dogma Arbeit hat, ist leicht verständlich und gut erklärt. Warum er sein gesellschaftliche Utopie, die er dem entgegen stellt, aber als eine anarchistische definiert bleibt mir ein Rätsel. So wird z.B. die Gründung anarchistischer Parteien vorgeschlagen, und Grundzüge der kapitalistischen Marktwirtschaft nicht in Frage gestellt... Als Grundlage anarchistischer Wirtschaftstheorie stellt er Silvio Gesell vor, desen Lehre vom "Negativen Zins" schon immer nur von Minderheiten als anarchistisch interpretiert wurde. Zwar kritisert er diese Theorie in einzelnen Punkten, doch von den Rahmenbedingungen dieses Weltbildes schafft er es nicht, sich zu lösen.
Fazit: Als Kritik an einer arbeitsfixierten Gesellschaft lesenswert, für einen Eindruck über anarchistische Theorien jedoch zu subjektiv und unausgereift...

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Horst Stowasser: Anarchie. Idee – Geschichte – Perspektive

Klappentext:
Bunt, bizarr und widersprüchlich, verführerisch für die einen, Inbegriff des Bösen für die anderen, zieht sich die Idee der Anarchie durch die Geschichte der Menschheit. Ist sie ein weltfremder Traum oder ein noch zu realisierender Entwurf? Das Buch berichtet von Versuchen, diese Vision zu verwirklichen. Eine informative und kurzweilig geschriebene Einführung in Ideenwelt und Geschichte des Anarchismus, die neue Impulse gibt.
»... perfekt ist die Gesellschaft, die Ordnung mit Anarchie verbindet.«
Pierre-Joseph Proudhon

Großformatige Broschur, 512 Seiten, mit mehr als 200 Fotos

Eine Rezension:
Auf den ersten Blick ist es ein dicker Wälzer von über 500 Seiten – ein allumfassendes Sammelsurium anarchistischer Theorie? Eine penible Auflistung anarchischer Historie, die bis ins Detail geht? Mitnichten, bei diesem Buch handelt es sich um nichts weiteres, als eine Einführung in die Ideenwelt des Anarchismus, nicht mehr. Möglicherweise eine der ausfürlichsten, die es in deutscher Sprache gibt, aber eine Überfrachtung mit Fakten ist dennoch nicht zu befürchten. "ANARCHIE!" liest sich ausgesprochen flott, ist sprachlich leicht zu verstehen, doch durchaus pointiert. Für Neuinteressierte eine sehr geeignete Einführung in den Anarchismus. Doch auch für Menschen, die bereits meinen, sich auszukennen gibt es immer noch Neues und Amüsantes.
Natürlich gibt es – wie bei jedem Buch – auch hier Kritikwürdiges: So las sich dieses Buch für mich ein wenig eurozentristisch. Die außerordentlich starken anarchistischen Bewegungen Südamerikas wurden, im Verhältnis zu denen Europas, vergleichsweise kurz abgehandelt. Wenn man bedenkt, dass der Autor selbst viele Jahre in Argentinien gelebt hat, ist das etwas verwunderlich. Dennoch lautet mein Urteil: Zur Einführung in die Thematik kaum zu toppen!

Eine andere Rezension:
Vor allem denjenigen, die an der internationalistischen ausgeprägten Geschichte des Anarchismus ein vornehmliches Interesse haben, dürfte Stowassers Buch willkommen sein. Neben einem Druchgang durch die recht komplexe Geschichte des Anarchismus und seiner vielen Sonderströmungen bietet der Autor aber auch wissenswertes über die Therorie (oder besser: über die verschiedenen Theorien) der Idee des Anarchismus und ihre Umsetzungen bis in unsere Zeit hinein. Stowasser macht in seinem Buch deutlich, dass der Anarchismus keineswegs nur eine alte am 19. Jahrhundert und am ersten Drittel des 20. Jahruhunderts haftende Idee ist, sondern sich stets neu orientiert und revolutionär manifestiert. Das ist eines der großen Wesensmerkmale des Anarchismus.
Die Anarchie als das freiheitliche Stadium menschlicher Gesellschaft wird nie endzeitlich werden können.
Staat und Herrschaft sind dem Anarchismus feindlich gegenüberstehende Elemente, wobei es manche verwundern mag, dass es seit jeher Anarchistinnen und Anarchisten waren und sind, die von einer geordneten menschlichen Gesellschaft redeten und reden. Dabei meinten und meinen sie aber nicht eine wie auch immer diktierte Ordnung, sondern ein Zusammenleben auf der Basis freier Vereinbarung. So oder ähnlich formuliert es auch Horst Stowasser und widerspricht der gängigen Behauptung, jene Ordnung die von Herrschenden zur Beherrschung anderer verfügt werde, beruhe auf ewig gültigen Naturgesetzmäßigkeiten. Stowasser sieht darin eher künstliche Konstrukte, die nur dem einzigen Zweck dienen, Macht zu erlangen und Macht zu behalten. Von daher ist es ausgeschlossen, dass ein wie auch immer gearteter Staat ersehntes Ziel der Menschheit ist. Staat ist und bleibt nach anarchistischem Verständnis ein Herrschaftsinstrument und kann deshalb niemals Freiheit, sondern nur Unfreiheit garantieren.
Vor diesem Hintergrund möchte Stowasser auch Perspektiven aufzeigen, wie schon der Büchertitel verspricht. Diese mögen durchaus in den Lehren der anarchistischen Klassiker des 19. Jahrhunderts ansatzweise vorhanden sein, scheinen aber Stowasser wenig tauglich für die heutige Zeit. Er setzt auf die Schaffung vieler dezentraler Projekte, die ihrerseits wiederum netzwerkartig miteinander verwoben sind, ohne jedoch ihre Eigeständigkeit preisgeben zu müssen. Gefragt sei hierbei Stowasser zufolge nicht so sehr die anarchistische reine Lehre, die es im übrigen überhaupt nicht gibt, sondern das Experimentelle, Spontane und Undogmatische. Wichtig ist für Stowasser, dabei die praktizierte Selbstverwaltung in den Projekten. Der Autor will mit seinem neuen Buch darlegen, dass es nicht unbedingt nötig ist, auf die große Weltrevolution zu warten, um zur Anarchie zu gelangen. Vielmehr soll jetzt schon Anarchie vorgelebt werden.

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Horst Stowasser: Leben ohne Chef und Staat

Klappentext:
Stowasser stellt seinem Buch das Motto Bakunins voraus: "Diejenigen, die immer nur das Mögliche fordern, erreichen gar nichts. Diejenigen , die das Unmögliche fordern, erreichen wenigstens das Mögliche." – Und Gerhard Zwerenz: "... Das zwanzigste Jahrhundert kennt nur eine einzige wahre Heldengeschichte, die Geschichte der Anarchos, die bisher noch jeden Kampf verloren haben, aber die nie besiegt worden sind." Wer "Was ist eigentlich Anarchie?" gelesen hat, muß auch zu "Leben ohne Chef und Staat" greifen.

Paperback, 200 Seiten

Unsere Rezension:
Einführungen in den Anarchismus gibt es zuhauf, oftmals wirken sie leider konfus und trocken... In diesem Buch versucht Horst Stowaser ein kleines Experiment: Die Ideenwelt des Anarchismus wird nicht anhand langer theoretischer Ausführungen, sondern anhand kleiner, gut recherchierter Anekdoten vorgestellt. Manchmal auf dem Niveau billiger Groschenromane, manchmal literarisch sehr gelungen, aber immer leicht verständlich, flüssig zu lesen und sehr informativ. Meines Erachtens eine der gelungendsten Einführungen in die Thematik des Anarchismus, die es zur Zeit in deutscher Sprache gibt.

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Silke Lohschelder: Anarchafeminismus

Klappentext:
Der Anarchismus scheint aufgrund seiner Ablehnung jeglicher Herrschaft feministische Forderungen überflüssig zu machen. Dennoch formulierten Anarchistinnen wie Emma Goldmann oder die spanischen Mujeres Libres u.a. explizit feministische Forderungen, mit denen sie Ihre Genossen konfrontierten. In den 70er Jahren entstand in den USA mit Peggy Kornegger eine ausdrücklich anarchafeministische Theorie, mit der die befreienden Elemente des Anarchismusund Feminismus zusammengefügt werden sollten.

Paperback, 196 Seiten

Unsere Rezension:
Das bisher einzige Buch in deutscher Sprache, das sich ausführlich mit der Thematik "Anarchafeminismus" auseinandersetzt. Daher sehe ich es fast schon als ein Standartwerk, sowohl für eine erweiterte Auseinandersetzung mit dem Anarchismus als auch mit dem Feminismus. Verständlich geschriebene Lebensgeschichten ausgewählter Anarchistinnen lassen die Thematik plastischer erscheinen und verhindern, dass mensch sich langweilt.
Allerdings gibt es auch zu kritisieren, dass der Überblick über den Anarchismus m.E. zu sehr personenbezogen ist. Die Fokussierung auf die sog. Anarchistischen "Klassiker" (z.B. Bakunin, Kropotkin etc.) lassen manchmal den Eindruck erwecken, als wäre der 'klassische' Anarchismus ein starres Gebilde, welches hauptsächlich in den Köpfen weniger weiser "Vordenker" entstanden wäre, losgelöst von den Diskussionsprozessen seiner Zeit. Oft wirkt es sogar, als wären diese Prozesse hauptsächlich von den Schriften dieser Menschen abhängig gewesen. der Eindruck hier handele sich um anarchistische "Gurus" ist naheliegend.
Ein weiteres Manko ist, dass neuere Diskussionsprozesse über Geschlechterrollen, Gender-Studies, etc. nur am Rande, und daher stark verkürzt, erläutert werden. Das könnte allerdings auch darauf zurückzuführen sein, dass das Buch bereits ein paar Jahre alt ist.
Dennoch gilt: Prädikat: Informativ und Empfehlenswert!

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Carl-Heinz Mallet: Die Leute von der Hafenstraße

Klappentext:
Die Besetzung der Häuser in der Hafenstraße verursachte anderthalb Jahrzehnte lang großangelegte Polizeieinsätze und politische Grabenkriege in Hamburg. Schließlich endete eine der heftigsten Auseinandersetzungen über die Art und Weise, wie man in einer Stadt leben soll und will, mit einem Kompromiß der verfeindeten Parteien – es wurde ein Vertrag geschlossen, der bis heute gilt. Aus eigenen Impressionen, Reflexionen, persönlichen Erinnerungen, Pressestimmen und Interviews sowohl mit den Bewohnern der Hafenstraße als auch mit ihren Nachbarn, mit Polizisten und Politikern entwirft Mallet ein Bild vom heutigen Leben in der Hafenstraße. Er berichtet von seinen schwierigen Annäherungsversuchen, von philosophischen Gesprächen, vom Essen in der Volksküche und Feiern im Hafen, von Gremien und Vollversammlungen und schließlich von der Besetzung des Hafenkrankenhauses 1997, bei der er selbst beteiligt war.

Unsere Rezension:
Man stelle sich vor: Ein Schriftsteller klingelt bei einem selbstverwalteten Hausprojekt und fragt die dort lebenden Menschen, etwas naiv, ob er nicht ein wenig mit ihnen quatschen könne, weil er ein Buch über sie schreiben wolle... Die Reaktion ist natürlich erstmal rabiat: Die Tür wird wieder zugeknallt und man wundert sich über diesen komischen Kauz.
Mit viel Ehrgeiz und Ausdauer läßt sich Carl-Heinz Mallet doch immer wieder bei diesen Menschen blicken und schafft es, Schritt für Schritt einen kleinen Überblick über diese "Szene" zu bekommen, die ihn so sehr interessiert...
Objektiv und ehrlich schreibt er von den Erlebnissen in dieser, für ihn neuen, Welt. Manchmal bitter, manchmal lustig, aber sehr unterhaltsam und informativ. Zeitweise vielleicht etwas zu wohlwollend, aber dennoch eine schöne Lektüre. Interessant für Leute, die sich schon immer mal gefragt haben, wie Menschen in selbstverwalteten Freiräumen so leben, und amüsant für 'alte Hasen' ...

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Omar Cabezas: Die Erde dreht sich zärtlich, Companera

Klappentext:
In diesem Buch erzählt der junge Nicaraguaner Omar Cabezas über seinen Weg in den widerstand gegen die Diktatur der Somoza-Familie. Er ist typisch für den lebens weg vieler Nacaraguaner: Weil die Diktatur die berechtigten Forderungen der Bevölkerung mit brutaler repression beantwortet, schließt sich Omar Cabezas schließlich den Guerilleros der Befreiungsfront FSLN an.
In unglaublicher Direktheit, mit großer Ehrlichkeit auch sich selbst gegenüber und in der Sprache seines Volkes berichtet Omar Cabezas von der Entbehrung, von den Strapazen des Lebens in den bergen. Seine erzählweise ist erfüllt von einem Humor und einer praktischen Lebensweisheit, die kein falsches Pathos und keinen Heroismus aufkommen lassen. Und es wird deutlich, von welch hoher Moral und großer Liebe die Männer und Frauen der FSLN getragen waren, als sie den Kampf gegen die Diktatur und für eine neue, gerechte Gesellschaft aufnahmen.
"... als ich in die Berge ging, war ich in Claudia verliebt. ie Liebe zu ihr war etwas, was weder Maß noch Bedingung kannte. In diese Beziehung hatte ich alles gelegt, was der Mensch an Gutem, Kreativem und Schönem nur finden kann. Claudia oder die Beziehung zu ihr wurde für mich in den Bergen zu einer Fahne in der erhobenen Faust, die mir nicht an Schlingpflanzen hängenblieb, mir nicht hinfiel, nicht nass wurde ..."

Unsere Rezension:
Der junge Sandinist Omar Cabezas schreibt, wie er sich ende der sechziger Jahre Schritt für Schritt der Widerstandsbewegung gegen die Somoza-Diktatur anschloss. Er berichtet von seinen Erlebnissen in der Studentenbewegung und seinen Erlebnissen als Guerillero in den Bergen.
Omar Cabezas schreibt sehr ehrlich und humorvoll auf literarisch höchstem Niveau, so dass die Lektüre dieses Buches ein reines Vergnügen ist. Es handelt sich hierbei zwar um kein explizit anarchistisches Buch, dennoch ist es, mit etwas kritischer Distanz, ein spannender, poetischer und mitreißender Erlebnisbericht aus dem Untergrund. Eines der beeindruckensten Bücher zu diesem Thema, die mir jemals unter die Augen kamen.

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Heleno Saña: Die libertäre Revolution – die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg

Klappentext:
Die spanische Revolution währte wie der Krieg selbst fast drei Jahre. Der Kampf der spanischen Arbeiter und Bauern ging unmittelbar daran, eine selbstverwaltete Gesellschaft zu schaffen. Dabei wurden sie von allen Mächten der alten Welt bedroht und verraten. Heleno Sana schildert diese soziale Revolution als einen Versuch, der Welt ein neues Gesicht zu geben, während in Europa die Zeit der Lager, des Staatsterrors und der wirtschaftlichen Verelendung begonnen hatte. Er wendet sich gegen die Legenden, die die sozialrevolutionäre Alternative vergessen machen wollen. Insbesondere setzt er sich mit der Kommunistischen Partei auseinander, die den Befehlen der stalinistischen Bürokratie folgte und zugunsten des "russischen Modells" eine verhängnisvolle Rolle spielte. Der Autor bilanziert aber auch die Fehler der Anarchisten und analysiert ihre Schwächen.

Unsere Rezension:
Ein waschechtes Nachschlagewerk. Die umfassendste und penibelste Auflistung der Ereignisse während der Spanischen Revolution, die ich kenne. Es gibt keine heiligen Kühe und kaum etwas, was nicht kritisiert wird.
Allerdings liest es sich auch entsprechend trocken. Es ist kein flüssiges Machwerk nach Romanregeln sondern ein klassisches Sachbuch mit hunderten von Fußnoten und garantierten Wutanfällen bei der Hälfte des Buches. Auch hatte ich im ersten Teil den Eindruck als würde sich der Autor bei seiner, oft polemisch anmutenden, Kritik gegenüber den moskauhörigen Kommunisten ein wenig verrennen. Doch nach der Inhalation tausender Fakten gegen Ende des Buches, stellt man erleichtert fest, dass das doch nicht der Fall ist.
Fazit: Sehr gut recherchierter, detaillierter und informativer, aber auch staubtrockener Wälzer zu einem spannenden Thema – nichts für Einsteiger!

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George Orwell: Mein Katalonien

Klappentext:
Ende 1936 kam Orwell als Zeitungsreporter nach Barcelona, um über den Bürgerkrieg zu berichten. Er schloß sich der Miliz der P.O.U.M. an, der Arbeiterpartei der marxistischen Einigung, und kämpfte den Winter über an der Front in Aragonien. Als er wenig später mit ansehen mußte, wie die Kommunisten bei der Ausschaltung der ihnen nicht genehmen Gruppen Methoden der faschistischen Geheimpolizei anwandten, wurde er zu einem der erbittertsten Feinde des sowjetischen Totalitarismus.

"Aus Orwells Bericht, der bei der Linken eine heftige Kontroverse auslöste, spricht die absolute Lauterkeit, die diesen Schriftsteller zum Gewissen seiner Generation machte."
Kindlers Literatur Lexikon

"Der Spanische Bürgerkrieg und andere Ereignisse von 1936-37 bewirkten einen Umschwung bei mir, und seitdem wußte ich, wo ich stand. Jede ernsthafte Zeile, die ich seit 1936 geschrieben habe, habe ich, direkt oder indirekt, gegen den Totalitarismus geschrieben." George Orwell

"Mit seinen journalistischen Texten ist George Orwell im angelsächsischen Raum mindestens so berühmt und einflußreich geworden wie mit seinen Büchern. Sie verbinden Originalität mit gedanklicher Prägnanz und sprachlicher Anschaulichkeit."
Stefan Howald Tages-Anzeiger, Zürich

Unsere Rezension:
Was viele nicht wissen: Der weltberühmte Autor George Orwell ("1984") kämpfte 1936/37 zusammen mit den linken Marxisten und den Anarchisten gegen die faschistischen Armeen Francos.
Sprachlich brillant und brutal ehrlich schildert er seine Erlebnisse und seine politische Entwicklung in dieser Zeit. Detaillierte Frontberichte sind genau so dabei, wie messerscharfe politische Einschätzungen und viele einleitende Erläuterungen in diese komplexe Thematik. Er berichtet von Erlebnissen und Illusionen in einem Stil und einer Sprache, die einen von Anfang an packt und bis zum Ende nicht mehr los läßt. Von vorne bis hinten ein Meisterwerk und generell, eines der beeindruckensten Bücher, die ich jemals gelesen habe. Zur Einführung in den Spanischen Bürgerkrieg besser geeignet als "Die Libertäte Revolution" von Heleno Sana.

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Paco Ignacio Taibo II: Auf Durchreise

Klappentext:
Mit wenig mehr als einem Werkzeugkasten und einem Revolver ausgerüstet, treibt sich ein gewisser Sebastiń San Vicente im Mexiko der zwanziger Jahre herum. Der Anarchist und Gewerkschaftsorganisator, seemann und Mechaniker aus Gijón, Spanien, ist auf der Flucht vor dem FBI. Je mehr seine Spur sich in der Atmosphäre revolutionärer Gärung verliert, desto heftiger gerät er in die Dynamik des Widerstands. Das Mexiko Emiliano Zapatas und Panco Villas gewinnt in diesem Roman die Konturen eines Kontinents, wie er als Vision.

"Warum sind sie illegal ins Land gekommen?"
"Weil ich nicht an legalität glaube. Und da wir schon mal dabei sind, an Grenzen glaube ich auch nicht. Zwischen Mexiko und Guatemala gab es keinen Unterschied. Von einem Baum zum nächsten im Urwald, und das war's. Auch die Bäume erkennen keine Grenzen an."
"Die Bäume können wir nich ausweisen."
"Umso besser für sie."
"und was haben sie in Mexiko gemacht?"
"Ich war auf Durchreise."
"Auf Durchreise?"
"Auf Durchreise."
"Auf Durchreise wohin?"
"Das werden sie mir schon sagen ..."

Unsere Rezension:
Ist es ein Roman? ist es eine Biographie? Fakt ist, den Held dieser Geschichte hat es wirklich gegeben. Die Geschichtchen und Anekdoten könnten so oder so ähnlich geschehen sein und haben durchweg einen gut recherchierten Hintergrund. Das Buch hat einen eigenen Stil: in vielen kleinen Abschnitten wechseln sich original Textdokumente, Briefe, etc. mit erfundenen Szenen ab und ergeben ein sehr untypisches, aber dennoch unterhaltsames Ganzes. Spritzig lustig und informativ – das gibt es nicht oft.

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Magnus Czora: Unter Aufsicht

Klappentext:
– nicht vorhanden –

Unsere Rezension:
Ein Junge von 19 Jahren schreibt ein Buch über seine Politisierung und sein schrittweises Eintauchen in die Radikale Bewegung. Nein, es ist nicht autobiorgraphisch, sondern in erster Linie ein Roman. Dennoch waren wohl viele Erlebnisse des Autors für die Geschichte inspirierend, viele Szenen und Personen sind realen Vorbildern nachempfunden – die Grenze aus Biographie und Roman ist also fliessend.
Das Buch ist unterhaltend und ließt sich sehr flott. Der Identifizierungsgrad mit der Hauptperson ist überraschend hoch. Dennoch wirken viele Szenen gestellt und überspitzt, außerdem ist der moralische Zeigefinger manchmal unerträglich weit erhoben. Dennoch werden die Gedanken eines jungen Menschen, warum man sich einer solchen Bewegung so begeistert anschließt, überzeugend erleutert. Daher handelt es sich um einen schönen, leicht verdaulichen Einstieg in linksradikales Gedankengut ...

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Jean Amila:
Auf Godot wartet keiner





Gabriel Kuhn, Sebastian Kalicha (Hrsg.): Von Jakarta bis Johannesburg
Anarchismus weltweit





Unsichtbares Komitee:
Der kommende Aufstand





P.M.: Kartoffeln und Computer –
Märkte durch Gemeinschaften ersetzen





P.M.: bolo'bolo





Ilija Trojanov (Hrsg.):
Anarchistische Welten





Guido R. Schmidt:
Woher der Wind weht





Curious George Brigade, Crimethinc, Co-Conspirators:
DIY – Von Anarchie und Dinosauriern





Paco Ignacio Taibo II:
Der Schatten des Schattens





Uri Gordon:
Hier und jetzt – Anarchistische Praxis und Theorie





Horst Stowasser:
Anti-Aging für die Anarchie?





Gabriel Kuhn:
'Neuer Anarchismus' in den USA -- Seattle und die Folgen





Dipl.-Ing. A. Narcho:
Stell dir vor es gibt Arbeit für alle und keiner geht hin





Horst Stowasser:
Anarchie. Idee – Geschichte – Perspektive





Horst Stowasser:
Leben ohne Chef und Staat





Silke Lohschelder:
Anarchafeminismus





Carl-Heinz Mallet:
Die Leute von der Hafenstraße





Omar Cabezas:
Die Erde dreht sich zärtlich, Companera





Heleno Saña:
Die libertäre Revolution – die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg





George Orwell:
Mein Katalonien





Paco Ignacio Taibo II:
Auf Durchreise





Magnus Czora:
Unter Aufsicht